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© 20 Minuten Week; 25.03.2004; Seite 18; Nummer 12
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SUGAR, COPS & AUGENRINGE

Im Drogensumpf der Zürcher Langstrasse: Der Streifen «Strähl» zeigt das Leben von der Schattenseite — für Junkies und Polizisten.

Von Benjamin Bögli

Die Schweiz hat auf einen solchen Spielfilm gewartet. Das bunte Treiben an der Zürcher Langstrasse drängt sich förmlich auf als deftiges Ausgangsmaterial für eine gute Geschichte. Die beiden Drehbuchautoren David Keller und Michael Sauter, die bereits mit «Achtung, fertig, Charlie!» die Vorlage zu einem atypisch erfolgreichen Schweizer Film lieferten, zeichnen auch für «Strähl» verantwortlich.

Herausgekommen ist ein zügiger Cop-Thriller im Zürcher Drogensumpf: Strähl (Roeland Wiesnekker) heisst der berüchtigte Fahnder der Stadtpolizei, der versucht, mit unzimperlichen Methoden die Unruhestifter in seinem Revier in Schach zu halten. Die Unruhestifter sind in Strähls Fall Junkies und Dealer. Freunde hat er keine, sein grösster Feind ist er selbst: Als Hüter des Gesetzes zieht es ihn nämlich selber ins Milieu hinein, und er scheut vor illegalen Aktionen je länger, je weniger zurück.

Schuld daran ist ein Zwischenfall, der sich beim Aufspüren des Drogenbosses Berisha ereignet: Strähl soll den Junkie René (Manuel Löwensberg) aus dem Fenster gestossen haben, worauf er vom Dienst suspendiert wird. Der verletzte René, der bloss gestolpert war, erpresst den Fahnder. Er will der Polizei erst dann die Wahrheit preisgeben, wenn Strähl ihm Heroin beschafft. Auch die renitente Freundin von René, Carol (Johanna Bantzer), macht Strähl die Hölle heiss.

Es wirbelt und kracht, es wird geschrien und geflucht. So gehts an der Langstrasse zu und her – und auch im Film «Strähl». Ins Bild gesetzt in einem rohen, urbanen Independent-Stil: schnelle Schnitte, freche Mundart, grooviger Sound. «Strähl» ist eine gelungene Mischung aus Authentizität und Fiktion. Dazu tragen die starken schauspielerischen Leistungen bei, insbesondere der beiden Hauptdarsteller Roeland Wiesnekker und Johanna Bantzer. Er, der versiffte Bulle mit gutem Herz – sie, das giftig-naive Junkie-Girlie.

Der Erstlingsfilm des 30-jährigen Schweizer Regisseurs Manuel Flurin Hendry ist eine Low-Budget-Produktion. Die Langstrasse konnte aus finanziellen Gründen an keinem Drehtag abgesperrt werden. Und so kommt es schon mal vor, dass im Hintergrund ein ungebetener «Laiendarsteller» über die Leinwand läuft. Wie Regisseur Hendry berichtet, gab es auch Drohungen gegenüber dem Filmteam – oder die Filmenden wurden ständig von Passanten angequatscht, was das Drehen zusätzlich erschwerte. Doch das tut der Attraktivität des Streifens keinen Abbruch – vielleicht sind es gerade auch die Langstrasse-typischen Störungen und Brüche, die ihm zu seiner Authentizität verhelfen.

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