s

Zurück zur Übersicht  

© © TR 7; 27.03.2004; Seite 16; Nummer 14
www.tr7.ch

PUFF IM «CHREIS CHEIB»

Im mitreissenden, stark gespielten Polizeifilm verliebt sich Roeland Wiesnekker als Drogenfahnder an der Zürcher Langstrasse in eine Süchtige. «Strähl» ist der erste Heimatfilm für ein urbanes Publikum - sowie eine Metapher auf das Schicksal des FC Zürich.

Von Christian Jungen

Die Zürcher Langstrasse ist als Sündenmeile berüchtigt, an der sich Prostituierte und Polizisten, Dealer und Spieler, Büezer und Bünzlis das Territorium teilen. Täglich spielen sich dort grössere und kleinere Dramen ab. Kein Wunder, ist die Langstrasse für Filmemacher eine dramaturgische Goldmine: Kurt Früh drehte hier seine Meisterwerke «Bäckerei Zürrer» und «Hinter den sieben Gleisen», Samir den Secondofilm «Filou» und Markus Imboden die Gaunerkomödie «Bingo». Und die «Achtung, fertig, Charlie!»-Autoren Michael Sauter und David Keller liessen sich im pulsierenden «Chreis Cheib», wie das Quartier im Volksmund genannt wird, zu einem mitreissenden Polizeifilm inspirieren.

Zivilfahnder Herbert Strähl (Roeland Wiesnekker) ist einem albanischen Drogenhändler auf der Spur. Doch als er den Kriminellen verhaften will, stellt sich ihm das Fixerpaar Carol (sackstark: Johanna Bantzer) und René (Manuel Löwensberg) in den Weg. Der Albaner entkommt. Workaholic Strähl, der selber nicht ohne illegale Substanzen auskommt, ermittelt am Feierabend auf eigene Faust weiter und führt in Renés Bude eine Razzia durch. Dabei stürzt der Fixer aus dem Fenster. Strähl wird wegen Kompetenzüberschreitung vom Dienst suspendiert. Mit beschlagnahmtem Heroin will er René dazu verführen, den Fenstersturz als Unfall zu deklarieren. So hofft er, seine Dienstmarke zurückzukriegen. Je hartnäckiger er dem Süchtigen nachstellt, desto näher kommt er dessen Freundin Carol. Zwischen den beiden entwickelt sich die prickelndste Liebesgeschichte des modernen Schweizer Films.

Die Qual bei FCB - FCZ

«Strähl» ist ein Genrefilm, der mit dem knallharten Bullen eine Figur aus dem amerikanischen Polizeifilm importiert. Vor allem aber ist er ein urbaner, in szenig verwaschenen Bildern fotografierter Heimatfilm, der sich zum Glück um politische Korrektheit - eine Unsitte im Schweizer Film - foutiert und so ein authentisches Bild des Langstrasse-Mikrokosmos entwirft: Der Dealer ist ein Albaner, und die Leute schwatzen und fluchen, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist.

Zum Lokalkolorit gehört auch, dass René ein bemitleidenswerter FCZ-Fan ist, der beim Spiel Basel gegen den FC Zürich nur eine Eins auf dem Toto-X-Zettel ankreuzt, weil er blank ist. Als Fussballfan, dessen Herz für jene ennet der Gleise schlägt, darf man Renés tragisches Schicksal als klug gesetzte Metapher auf die wiederkehrenden Miseren des Stadtklubs lesen. Auch in dieser Hinsicht ist «Strähl» ein realistischer Film.

Nach oben

 
Frag das Orakel! Watch the Trailer Untitled Document